Logo Wonderful Tenerife
Imagen de Cabecera Imagen de Cabecera Imagen de Cabecera Imagen de Cabecera Imagen de Cabecera Imagen de Cabecera Imagen de Cabecera Imagen de Cabecera Imagen de Cabecera Imagen de Cabecera

Die Guanchen

Als Guanchen werden die ehemaligen Bewohner Teneriffas vor der europäischen Eroberung im ausgehenden 15. Jahrhundert bezeichnet. Den archäologischen Daten zufolge fand ihre Ankunft auf der Insel nicht vor Mitte des 1. Jahrtausends v.Chr. statt. Gegenwärtig herrscht eine intensive Debatte über die Begründung und die Begleitumstände des Kolonisationsprozesses statt, in der die maßgebliche Rolle der Seefahrervölker des westlichen Mittelmeerraums - Phönizier, Punier und Römer - als antreibende Kraft dieses Prozesses an Überzeugung gewinnt.

Der fast zwanzig Jahrhunderte andauernde Aufenthalt der Guanchen auf der Insel hat zahllose materielle Spuren hinterlassen, die ein wertvolles archäologisches Erbe darstellen und die ihre Lebensweise, ihre Lebensnormen, ihren Glauben sowie ihre Anpassungsformen an ein viel weniger "vermögendes" Land, als man für gewöhnlich meint, widerspiegeln. Die Guanchen bewohnten die ganze Insel und nutzten die unterschiedlichen Ressourcen aus, die ihnen die Umwelt bot. Heute gibt es archäologische Nachweise über den Anbau von Weizen, Saubohnen, Wicke und Wein; wenn auch scheinbar die Viehzucht und in geringerem Ausmaß die Fischerei und das Ernten von Meeresfrüchten die Hauptaktivitäten zum Bestreiten ihres Lebensunterhalts waren. Gegenwärtig gibt es materielle Zeugnisse dieser intensiven Nutzung des Gebietes. So die mit Stein eingezäunten Gelände, die als Gehege dienten; die "tagoras" oder kleinen Strukturen, die von den Hirten zur Überwachung des Viehs genutzt wurden; und die Muschelhaufen, Ansammlungen von Panzern von Meeresweichtieren, was ein Nachweis für die umfassende Nutzung der Küste durch die Ureinwohner ist. 

Die Besiedlungsorte sind ebenfalls breit über die Insel verstreut, wobei man zischen dauerhaften Siedlungen und sporadischen oder saisonalen Siedlungen unterscheiden muss. Die dauerhaften Lebensräume wurden unter Beachtung von wesentlichen Aspekten für den Alltag ausgesucht, wie das Vorhandensein von Wasser, die Zugänglichkeit, der Reichtum von Anbauflächen, Weideland und anderen Ressourcen; dabei wird eine bevorzugte Platzierung in den Flussbetten von Schluchten, wie bei La Arena und La Orotava, in Hanglagen - wie bei Icod - oder der obere Trakt der Steilküsten, wie bei Acentejo oder San Juan de la Rambla, registriert.

Soweit von der Kultur der Ureinwohner bekannt, war die natürliche Höhle die vorherrschende Wohnart. In vielen Schluchten bildeten die zahlreichen ins Flussbett gegrabenen, natürlichen Höhlen wahrhaftige Siedlungen, in denen nur diejenigen Aushöhlungen zum Wohnen ausgesucht wurden, die die besten Bedingungen dafür erfüllten. Ohne die Existenz von künstlichen, in Tuffstein gehauenen Höhlen - der im Süden der Insel so häufig vorkommt - auszuschließen, sind die restlichen Siedlungen der Ureinwohner Gefüge an der Oberfläche, wie kreisförmige oder ovale Hütten, die mit Trockenstein gebaut und mit vergänglichen Materialien abgedeckt wurden. Diese wurden in allen Gegenden der Insel gefunden, sind jedoch am häufigsten an den Abhängen im Süden zu unterschiedlichen Gruppierungsgraden dokumentiert. Der sog. Malpaís de la Rasca stellt gegenwärtig das beste Beispiel der Insel für eine Zusammenballung von prähispanischen Hütten dar.  Als Demonstrationen des Alltags der Guanchen und Zeugnisse der unterschiedlichen von ihnen ausgeführten Aktivitäten, ist eine umfassende Sammlung von Vorrichtungen und Utensilien aus unterschiedlichen Rohstoffen erhalten geblieben. Die Geräte aus Stein, Basalt und Obsidian hatten ganz unterschiedliche Funktionen und wurden als Schneide- oder Schabwerkzeuge für das Bearbeiten von Holz, Häuten, Knochen oder zu Speisezwecken verwendet. Aus Stein wurden auch die charakteristischen kreisförmigen Mühlen gebaut, die zum Mahlen von pflanzlichen Erzeugnissen für die Nahrungsmittelzubereitung verwendet wurden.

Die Utensilien aus Knochen sind ebenfalls vielfältig, wobei die Pfrieme für die Textilarbeiten oder die Dekoration von Keramik hervorzuheben sind, sowie die Nadeln, Spachteln oder Glätter und die aus Ziegenknochen angefertigten Angelhaken. Eine größere Vielfalt bieten die Gegenstände aus Holz. Hierbei ist das Repertoire an Stöcken oder Stäben zu erwähnen, zu denen die Hirtenstäbe, die sog. "banot" bzw. Schleuderwaffen und die "añepas" bzw. Standarten zählen. Schließlich muss der umfassende Bestand an Keramikgefäßen zur Lagerung von Wasser und Nahrungsmitteln sowie zu deren Zubereitung erwähnt werden. In rudimentären Öfen, nach einer Technik, die bis heute andauert, angefertigt, weisen die Gefäße eine große Vielfalt an Formen und Größen und mit bezeichnend geringer Dekoration auf.

Nicht weniger einzigartig und unbekannt zugleich ist die Welt des Glaubens und des Übernatürlichen. Die Höhlen wurden systematisch als gemeinschaftliche Grabstätten verwendet, wobei zahlreiche Vertiefungen mit mehreren Körpern und der dazugehörigen Grabausstattung bestehend aus Steinteilen, Keramiksplittern, tierischen Überresten und Knochenwerkzeugen dokumentiert sind. Obwohl dies die erstaunlichste Art von Überresten der Kultur der Ureinwohner darstellt, war der Mumifizierungsbrauch nicht allzu sehr verbreitet. Die wenigen Zeugnisse, die erhalten geblieben sind, weisen eine äußerliche Behandlung der Leichname mit Konservierungsstoffen und eine Einsargung mit den Körper umwickelnden Fellen auf. Die archäologische Forschung hat bisher die Standorte mit Felsgravuren mit der magisch-religiösen Welt der Guanchen in Zusammenhang gebracht. Die Anlagen aus Pfannen und Kanälen, die ein verzweigtes Netz von kleinen untereinander verbundenen Kanälen und Löchern bilden, wurden als Kultstätten für rituelle Vergießungen von bestimmten Flüssigkeiten zu Sühnezwecken interpretiert.  Einige dieser Fundstätten sind wahrhaft spektakulär, wie der Pico Yeye in Masca oder der Guasiegre in Arico. Andere Orte mit Felsgravuren weisen eine gewisse Vielfalt an Motiven auf. Sie wurden durch Einschnitte in die Felsoberfläche ausgeführt, wobei ein überwältigendes Vorherrschen von geometrischen Zeichen (lineare, netzartige) mit weniger stark vertretenen und schwer interpretierbaren bildlichen Motiven festzustellen ist.

Dieses kostbare archäologische Erbe genießt einen strikten Schutz durch das Kanarische Gesetz für Historisches Erbe.

Wertung:
Votos(s): 5. Resultado: 4.4